Sonntag, 23. August 2009

First Week's Over

Aber es war wirklich eine wunderbare Woche.
Langsam nähere ich mich den Patienten ein wenig an, mache mit ihnen ein wenig Smalltalk, helfe ihnen, sofern ich kann.

Der eine kann mich leider überhaupt nicht ausstehen und es beruht auf Gegenseitigkeit. Das ist so eine Wellenlängen-Geschichte...
Er hat dem Pfleger gesagt, dass er mich nicht so gern bei Einzelgesprächen und bei der Visite dabei hätte. Nun ja... natürlich verstehe ich das und ich möchte ihn ja auch nicht irgendwie hemmen.
Aber auf die Zusammensetzung der Visite hat er nun mal einfach keinen Einfluss.
Es bleibt also quasi mir selbst überlassen, ob ich drin sitze, oder nicht.
Ich hab' mich entschieden, seinem Wunsch zu entsprechen und zu gehen, wenn er reinkommt. Allerdings musste er wissen, dass ich das aus reinem Respekt ihm gegenüber mache und nicht, weil es ihm gerade so in den Kram passt. Am Ende kommt mal ein neuer Arzt, dessen Gesicht ihm nicht gefällt und er kommandiert den ab, oder so.
Also hab' ich mit den Pflegern abgesprochen, dass ich ihn mir kurz zur Seite nehme, um ihm das selbst zu erklären. Das hab' ich dann auch getan und er wurde richtig zickig. "MIR wurde gesagt, dass sei mein gutes Recht!" "Ja, Herr XY, das ist es auch. Allerdings nur in den Einzelgesprächen. Sie haben aber keinen Einfluss darauf, wer in der Visite sitzt." "Das ist mir aber zu privat!" "Das verstehe ich und respektiere es. Deshalb werde ich Ihrem Wunsch nachkommen...." Anschließend ist er direkt zum Pfleger gerannt und hat sich beschwert.
Da es aber alles abgesprochen war, hat er auch entsprechend reagiert.

Nun ist es in Ordnung. Ich denke, ich werde ihm einfach in Zukunft aus dem Weg gehen, so es denn geht. Will ihm da ja auch keinen Stress verursachen.

Ansonsten sind alle super... nächste Woche darf ich selbst einen Demenztest durchführen und freue mich schon richtig darauf. Jay lässt mich wirklich viel selbständig machen und hat Vertrauen zu mir.

Ich mag es wie sich alle gemeinsam absprechen. Natürlich ist die Oberärztin (die ich morgen kennenlernen werde, weil sie letzte Woche Urlaub hatte) die oberste Instanz, aber das ganze Team - seien es die Pfleger, die Therapeuten oder die Ärzte - spricht sich miteinander mehrmals am Tag ab. Und jeder hat das gleiche Stimmrecht.
Die Pfleger haben die Nähe zu den Patienten und erfahren Dinge, die Ärzte und Therapeuten nicht so einfach in Erfahrung bringen. Die Therapeuten wissen oft um ihre Zukunftspläne und können einschätzen wie stabil sie sind. Die Ärzte kennen sich wiederum mit ihrem Gesundheitszustand und den Medikamenten aus. So hat jeder seinen wertvollen Beitrag zu leisten.
Sogar ich darf meinen laienhaften Senf dazugeben. :)

Am liebsten würde ich direkt dort anfangen und gar nicht mehr weiterstudieren.^^

Ein Patient sagte mir am Freitag, es sei immer wieder eine Freude, mich zu sehen, und mit einem anderen habe ich mich ein bisschen über Forensik unterhalten.

Allerdings habe ich auch ein Problem meinerseits entdeckt... es gibt Schwierigkeiten mit der Abgrenzung. Am liebsten würde ich sie alle duzen, mit ihnen lachen und scherzen und sie ein bisschen ablenken.
Aber ich muss mir immer wieder vor Augen führen, dass ich nicht zuviel von mir preisgeben darf. Im Moment ist das noch nicht so schlimm, aber ich merke schon jetzt, dass ich daran zu knacken haben werde.
Aber gut... Selbsterkenntnis und so. :)

13 Kommentare:

  1. Klingt superspannend. Bißchen beneide ich Dich, echt. *g*
    Psychologie war immer so eins der Dinge, die ich gern studiert hätte, hätt ich mich dafür für geeignet befunden. xD

    Wieso schliesst abgrenzen eigentlich miteinander lachen, ablenken und duzen aus?
    Okay, das mit dem duzen kann ich maybe noch verstehen, und auch, dass man keine allzu tiefe Bindung zu Patienten aufbauen sollte (weil wegen Neutralität und so, richtig?), aber lachen und scherzen und ablenken...?

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  2. @Mem: Na ja, es ist eben nicht so einfach. Ich bemühe mich schon, mit den Patienten in Kontakt zu kommen. Auch mit ihnen zu scherzen und zu lachen... aber ich muss aufpassen, dass ich nicht zuviel von mir hineinstecke, weißt du. Wie gesagt... im Moment ist es noch nicht so schlimm, aber... irgendwann möchte ich schon mal Psychotherapeutin sein.
    Ein Beispiel: Herr W. zeigt mir seine Tattoos aus dem Knast - unter normalen Umständen würde ich mein Hosenbein hochziehen und ihm den Phoenix zeigen. Das kann ich da in der Psychiatrie nicht machen. Geht einfach nicht. Die Grenze Therapeutin - Patient muss immer klar sein.
    Und ich glaube, das wird mir schwerfallen.

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  3. Hm, das Dilemma kenn ich von K. auch bedingt - also zumindest da, wo er vorher mal war. Zumindest da wars wegen Forensik schon ein No-Go sich da persönlich zu sehr zu involvieren. Auf seiner jetzigen Station geht das allerdings besser, weil da wirklich das ganze Personal so ne persönliche Bindung zu den Patienten hat; das sind in dem Fall ja auch meistens betagte RentnerInnen. Er erzählt jedenfalls ab und zu mal kleine Anekdoten davon, die den Eindruck entstehen lassen, dass es schon ein angenehmes Miteinander ist in den meisten Fällen.

    *bla* Glaub ich schreib mir grad Bullshit zusammen hier, könnte daran liegen dass ich müde bin und zu viel getrunken habe. Egal, sehen uns ja eh Dienstag dann - bißchen bin ich fast schon froh wenn ich keinen Urlaub mehr habe, ich glaub ich brauch dringend wieder Struktur im Alltag. *g*

    Ich geh mal pennen dann - und: Es gibt ein Licht ganz am Ende des Tunnels! Ich muss das schreiben, es ist ein innerer Zwang. *__* N8.

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  4. Das klingt wirklich alles super aufregend & spannend und ich freue mich immernoch für Dich, dass Du die Theorie nun auch in der Praxis erlebst!

    Aber der von DIR angesprochen Punkt würde mir auch enorm schwer fallen: Abgrenzung...

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  5. Okay, ich schätze, ich verstehe. Und ganz ehrlich: könnte ich nicht. *kopfkratz*

    Ich träum ja jetzt immer schon davon, dass wenn es mal was werden sollte mit Lehrer sein und so, ich meiner Klasse (wenn ich dann ne eigene habe) erstmal klar mache, dass wir doch einfach mal von dieser Rollenverteilung "Lehrer - Schüler" wegkommen, uns stattdessen gegenseitig als MENSCHEN sehen, anerkennen und respektieren, die auch mal nen schlechten Tag haben dürfen and so on. *schwelg*

    ...

    Ja okay, wahrscheinlich lacht sich jetzt schon jeder tot ausser mir und denkt sich "Na Mem wird dann beizeiten auch noch in der grausamen Realität ankommen". >_>

    Mag sein. Aber von meiner momentanen Denke her sträube ich mich gegen dieses Rollendenken, weil ich der Ansicht bin, dass gerade dieses Rollendenken erst zu diesen "feindlichen Seiten" führt. Der Lehrer - mein Gegner. And so on.

    *kopfkratz*

    Ehm ja, sorry for Abschweifing. xD

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  6. @Mika: Hier musste eben auch aufpassen, weil durchaus Straftäter mit dabei sind.
    @Wirbelwind: Ja, das ist wirklich klasse. Mal sehen wie ich damit klarkomme. :)
    @Mem: Ey, wo wären wir denn ohne Idealisten? Und selbst wenn die erfahrensten Lehrer dich belächeln. Scheiße drauf. Wichtig ist doch, darauf zu vertrauen, dass man was ändern kann. Was will man schon mit resignierten alten Säcken? Natürlich sind nicht alle so. Aber eben doch viele.
    In der Praxis müssen klare Strukturen herrschen. Das Personal muss voll akzeptiert und respektiert werden. Sonst bricht das System zusammen. Da darfste dann leider nicht zu kumpelhaft sein. Die Patienten finden auch unglaublich schnell deine Schwachstellen und hauen voll rein.

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  7. Das klingt immer noch alles gut. =0)

    Und...mit sinnbefreit meinte ich meine Kommentare...nicht Deine Einträge. Also bitte.

    Und wenn ich irgendwann mal raushabe, wieso mein Rechner ein Problem mit der Seite hier hat, werd' ich sicher auch zeitnaher kommentieren...

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  8. Kannste die nich mit tonnenweise Pillen oder E-Schocks ruhigstellen? Nee? Böh, wie langweilig, immer nur reden.^^

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  9. @Anonym: Solche Smileys macht nur der Mond. :D
    Und ey... jetzt bin ich extra hierher ausgewandert und es gibt immer noch Probleme?

    @Demian: Hallöööö? Ich bin auf einer psychiatrischen Abteilung. Da sind Medikamente überrepräsentiert. Gespräche sind Mangelware.^^

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  10. ich liebe deine texte.
    ich lese sie sehr gerne. so schön persönlich und aus dem leben.

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  11. @noêlle: Oh hey... vielen Dank. :)
    Sind ja auch rein subjektive Erfahrungen. Und im Moment gibt es mehr als genug zu erzählen, aber viel zu wenig Zeit dafür.

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  12. Ok, ich hätte mir dieses Verhalten vom Patienten ehrlichgesagt nicht gefallen lassen.

    Wann lernen Patienten endlich mal, ihre irrsinnigen Ansprüche auf ein vernünftiges Niveau herunterzuschrauben?

    Ansonsten ist es schön zu sehen, daß Du offensichtlich etwas gefunden hast, was Dir gefällt, auch wenn Du Dir noch nicht den Biss und die nötige Verachtung angeeignet hast, das kommt aber sicherlich auch noch :)

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  13. @Der Andere: Ich arbeite hart daran. Jeden Tag ein bisschen mehr. :D
    Der Mediziner, den wir als Patienten haben, trägt einen nicht unerheblichen Teil dazu bei. *schnaub*

    Aber jaaaaaa... es ist toll. Wirklich. :) Vor allem, dass ich überall reinsabbeln darf.

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Schön fleißig kommentieren. :)